Last day of Wovember

Wer es immer noch nicht mitbekommen haben sollte: Es ist Wovember! Kate Davies und Felicity Ford haben in den letzten Wochen zum wiederholten Male den Wovember ausgerufen. Unter der Wortneuschöpfung aus Wolle und dem ekligsten Monat des Jahres haben die beiden Strickdesignerinnen mittlerweile eine kleine Tradition geschaffen: Wear 100% WOOL this wovember and help celebrate that real wool comes from real sheep! tönt es da auf dem offiziellen Blog. In den letzten vier Wochen herrschte also offizieller Ausnahmezustand, in dem die gemeine Strickerin unbekümmert über ihr Strickzeug schreiben und ordentlich darüber meckern konnte, dass ein Pulli aus Polyester wirklich nichts mit kraushaarigen Tieren zu tun hat. Denn der Wovember soll eine Zeit sein, in der man seinen Kopf in wolligweiche Wolken stecken und sich ausgiebig seinem Strickzeug widmen darf – um im gleichen Moment nachzufragen, woher der Kram überhaupt kommt, der da gerade durch die eigenen Hände läuft. Der Mythos, dass 100% Wolle automatisch 100% kratzig bedeutet, hält sich nämlich immer noch hartnäckig.

In diesem Jahr legt das Duo Davies & Ford einen besonderen Fokus auf Schafe und die Art, wie sie gezüchtet werden. Überhaupt finde ich den Enthusiasmus charmant, mit dem die beiden Schottinnen lokale Produkte und interessante Persönlichkeiten entdecken, sich mit dem textilen Erbe ihres Landes beschäftigen und dabei ihre ganz eigene Herangehensweise in Sachen Strickdesign finden.
Wie viele Schafe habe ich in diesem Jahr schon persönlich kennen gelernt? (Antwort: Keins.) Dabei passen lokal produzierte Handstrickgarne doch perfekt in die ganze fast-fashion-Diskussion, die wir schon seit Jahren führen. Diese Woche hat eine neue Studie in meinen Timeline für Furore gesorgt. Laut Greenpeace haben 73% der Deutschen noch nie ein eigenes Kleidungsstück hergestellt, 42 % noch nie ein eigenes Kleidungsstück repariert. Ich persönlich habe drei Dinge in diesem Jahr gestrickt. Das sind schon mal drei mehr als im letzten Jahr.

Handschuhe

Diese Handschuhe sind eines davon. Das Garn ist handgesponnen und handgefärbt (nicht von mir), aber: 100% Wolle. Weil real wool eben von real sheep kommt.

Hier kommen meine Links zum wolligsten Monat des Jahres:

  • Wenn irgendwer noch nicht Sven de Vries kennen sollte: Er ist sowas wie der Medienschäfer dieser Republik. Sven hat Anfang des Jahres unter dem Namen schafzwitschern massiv angefangen, zu twittern. Dann kamen kurze Filme dazu. Und ein Blog. Und ein ziemlich toller Podcast, in dem er über sein Leben mit den Schafen redet.
  • Die Wolle, die Svens Schafe, äh, produzieren, wird dann zum Beispiel vom Finkhof verkauft.
  • Ella Gordon ist ein kleines Wunder. Sie wohnt auf den Shetland-Inseln, macht Fotos, strickt ohne Pause und ihr Blog ist sowieso eine Empfehlung wert. Aber: sie sammelt auch Second-Hand-Gestricktes und dokumentiert das Ganze dann. So entsteht ein kleines Online-Archiv.
  • Jared Flood von Brooklyn Tweed hatte schon immer ein stilsicheres Näschen. Keine Überraschung, dass jetzt eine Kollaboration mit Olga Buraya-Kefelian kommt. Olga hat das Talent, das Geradlinige und das Gespür fürs Dreidimensionale, das man sonst so nur in der japanischen Mode findet, in Strickmuster umzusetzen.
  • Pam Allen vom tollen knit.fm-Podcast (der seit diesem Jahr leider nicht mehr weitergeführt wird) spricht nun im Woolful Podcast über ihren Lebensweg und ihr Leben als Strickdesignerin.
  • Das Studio Meez bloggt nicht mehr so oft, wie es eigentlich sollte. Dafür entwirft es auf jetzt Instagram Wohn- und Strickwelten.
  • Für alle, die es wirklich noch nicht mitbekommen haben sollten: Kate Davies hat jetzt ihr eigenes Handstrickgarn-Label. Wurde auch Zeit. Natürlich redet sie darüber auch im Wovember-Blog.

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